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Webanalyse / Webcontrolling für Blogs
Nach längerer Überlegung bin ich nun zu der Entscheidung gekommen, in meinem Blog über ein weiteres, sich stetig veränderndes Thema des Internets zu schreiben: das Webcontrolling bzw. die Webanalyse. Nachdem man in den 90ern noch fleißig die Hits einer Webseite zählte, um den Erfolg einer Webseite zu messen, hat die Thematik heute auf drastische Weise an Wichtigkeit und Komplexität gewonnen. Privat, wie auch beruflich beobachte ich oft die unterschiedlichsten Herangehensweisen und bin gleichermaßen oft entsetzt oder auch erfreut, wie man sich diesem Thema nähern kann. Außerdem beobachte ich in der Blogosphäre, dass die Relevanz und der Einfluss diverser Seiten „lediglich“ über Visitors, Visits und Page Impressions bemessen wird, und die Bemühungen einiger Blogger schließlich „nur“ dahin gehen, diese drei Kennzahlen zu erhöhen. Daraus ergibt sich die schwierige Frage für jeden Blogger „Wie erhöhe ich die Anzahl meiner Besuche(r) und die der Seitenzugriffe mit Hilfe der Webanalyse?“ und just in diesem Moment befindet man sich schon zwei, drei oder vier Schritte zu weit, denn Besucher und Seitenzugriffe sind lediglich zwei von etlichen Komponenten, die betrachtet, analysiert und optimiert werden müssen.
Trotz dessen möchte ich mich in meinen ersten Blogbeitrag zum Thema Webanalyse unter anderem diesen beiden fundamentalen Kennzahlen widmen und in diesem Rahmen erklären, warum diese Zahlen durchaus wichtig, aber längst nicht ausschließlich der Schlüssel zum Erfolg sind.
Grundlegend unterliegt die Webanalyse dem großen Problem, dass Auswertungen häufig mit einer großen Portion Subjektivität gespickt sind – besonders, wenn Erkenntnisse in Worte gefasst werden sollen. Durch die rasante Entwicklung des Internets in den letzten 10 Jahren haben Webseitenbetreiber, Blogger, Ecommerce-Manager und Web Analysten inzwischen vielzählige Möglichkeiten, Metriken zu Rate zu ziehen, um Analysen objektiv und aussagekräftig zu gestalten und ebenso objektive Konsequenzen aus diesen Analysen zu ziehen.
Um die Zusammenhänge jedoch zu verstehen, möchte ich an dieser Stelle vorerst noch einmal die Kennzahlen Seitenzugriffe, Besuche und Besucher erläutern und Ideen geben, wie diese Zahlen zu werten und zu interpretieren sind.
Seitenzugriffe
Seitenzugriffe ist wohl die Kennzahl der Webanalyse, die wir in unseren täglichen Dashboards als aller erstes betrachten und spontan beurteilen. Nicht zuletzt Google Analytics beschert gleich nach dem Einloggen den Blick auf die täglich rote oder grüne relative Angabe gestiegener oder gesunkener Besuche oder Seitenzugriffe im Vergleich zum Tag des Vormonats (je nach Einstellung).
Grundlegend sind Seitenzugriffe eine sehr gute Metrik, wenn auch eine nicht gerade komplexe, um die allgemeine Nachfrage einer Webseite oder eines Blogs kurzfristig einzuschätzen. Wichtig ist: eine steigende Anzahl der Seitenzugriffe bedeutet nicht, dass sich automatisch mehr Besucher auf der Webseite oder dem Blog befinden, wenngleich eine Steigerung im ersten Augenblick wohl immer positiv erscheint. Eine Steigerung kann auch durch Bannerschaltungen oder andere Marketing-Bemühungen erfolgen, sagt in diesem Moment aber noch gar nichts über die tatsächliche Popularität der Webseite aus.
Kurzfristige Webanalyse: Seitenzugriffe täglich beobachtet – für kurzfristige Strategie
Die Beobachtung der Seitenzugriffe sollte also in verschiedenen Dimensionen erfolgen, um für die Webseite aussagekräftig zu sein. In der täglichen Beobachtung im Rahmen der Webanalyse ist es beispielsweise sehr hilfreich zu analysieren, zu welchen Tageszeiten User die Webseite aufrufen.
Daraus kann und sollte man gewichtige Rückschlüsse des eigenen Angebots ziehen. Private Nutzer sind beispielsweise sehr häufig zur Mittagszeit, nach Feierabend oder am Wochenende im Internet unterwegs. Gleichen sich die Nutzungszeiten der eigenen Webseite tendenziell eher mit diesen Zeiten, ist anzunehmen, dass es sich bei den Nutzern der eigenen Webseite vorrangig um Privatpersonen handelt. Angenommen wird weiterhin, dass geschäftliche Nutzer vorrangig am Nachmittag auf Webseiten surfen.
Andererseits surfen am Nachmittag auch häufiger junge User als ältere User. Letztendlich sollte also eine individuelle Abwägung zwischen dem eigenen Webangebot und den Zeiten der User stattfinden, um annähernd herauszufinden, wer die User denn überhaupt sind – und schließlich sollte diese Erkenntnis in die fortwährende Definition der Zielgruppe einfließen.
Seitenzugriffe sind jedoch der beste Trend- oder Frühindikator, um Probleme der Webseite oder auch sehr populäre Beiträge in Blogs zu erkennen. Eine ungewöhnlich starke Abnahme der Seitenzugriffe kann bedeuten, dass es an einer Stelle der Webseite zu Problemen kommt, User beispielsweise nicht auf die Seite finden oder umgeleitet werden und die Seite verlassen. Andersherum ist ein rasanter Anstieg beispielsweise ein Zeichen für die Brisanz eines bestimmten Artikels in einem Blog.
Einige Webanalyse Programme erlauben es, Seitenzugriffe des Tages live zu messen. So kann man als Blogger natürlich sehr gut reagieren – entweder wenn es zu hitzigen Diskussionen im Blog kommt oder das Thema soeben einfach sehr viele Personen interessiert, ist es möglich, weitere Verlinkungen durch den eigenen Blog in den Artikel nachzutragen, um die User im Blog zu halten oder letztlich optimalerweise zur Rückkehr oder zum Abonnement des RSS-Feeds zu bewegen. Weiterhin bestünde auch die Möglichkeit, in diesem aktuell stark frequentierten Post etwas mehr Werbeanzeigen zu schalten etc..
Dank des Webanalyse Programms Clicky (oder auch Piwik), welches ich zusätzlich zu Google Analytics nutze, habe ich im Mai eine kleine Zugriffsflut auf einen Artikel zum Eurovision Song Contest schnell genug entdecken und nutzen können. Wie so oft hatte ich einen Kommentar in einem stark frequentierten Forum abgegeben und diesmal in diesem Kommentar auf den passenden Artikel in meinem Blog verlinkt.
Da die Onlinelupe Anfang Mai online ging, hatte ich bis zu diesem Tag gerade mal ca. 60 Seitenzugriffe pro Tag. Nach dem Posting in dem Forum hatte ich innerhalb von zwei Stunden jedoch plötzlich 230 Seitenzugriffe nur auf diesem einen Artikel. Wie ich durch die Besuchszeit des Artikels erkennen konnte, wurde der Artikel auch gelesen. Seltsamerweise kommentierte ihn niemand, jedoch setzte ich schnell noch einen Link zu einem anderen themenrelevanten Artikel in diesen Post und konnte in den folgenden Stunden auch einen Anstieg der Seitenzugriffe auf diesem vermerken. Der für mich größte Erfolg lag jedoch darin, dass sich kurzerhand weitere 33 Feed-Subscriber fanden.
Hätte ich in diesem Moment nur das Webanalyse System Google Analytics verwendet, hätte ich diese Entwicklung so schnell gar nicht beeinflussen können, da Google Analytics leider etwas zeitverzögert die entsprechenden Zahlen ausspuckt. Gerade aber in einem Blog finde ich es sehr wichtig und sinnvoll – auch in so manch prekärer Situation – ein Webanalyse-System zu haben, dass wirklich live misst und ein schnelles Einschreiten möglich macht.
Langfristige Webanalyse: Beobachtung von Seitenzugriffen für eine solide Strategie
Eine längerfristige Beobachtung von Seitenzugriffen – also die Beobachtung von wöchentlichen, monatlichen oder jährlichen Zugriffen – macht eigentlich nur dann wirklich Sinn, wenn man diese in einen zeitlichen Vergleichskontext bringt. Allgemein kann natürlich betrachtet werden, ob die Seitenzugriffe innerhalb eines Monats oder Jahres zu- oder abgenommen haben, wirklich interessant wird es jedoch im Vergleich von Wochen, Monaten oder Jahren.
Denn daraus sind vielerlei Tendenzen zu erkennen. Beispielsweise kann es sein, dass meine Webseite besonders saisonal geprägt ist – das steht in starker Abhängigkeit zum Inhalt bzw. Angebot der Webseite. Es reicht nicht, zu wissen, dass mein „Reiseblog“ besonders im Frühling und Sommer hohen Anklang findet. Es ist wichtig zu wissen, wie sich dieser Anklang in totalen und relativen Zahlen ausdrückt und in welchem Verhältnis er beispielsweise zu den Vorjahren steht. Und schließlich sind daraus wichtige strategische Vorgehensweisen für die Zukunft zu schließen: Kann ich Themen integrieren, die mein Publikum auch im Herbst oder Winter interessieren? Oder kann ich zu Themen schreiben bzw. mich auf Themen konzentrieren, die mir in der Zukunft weitere längerfristig interessierte Leser bringen – also die Zahl der Besucher und Abonnenten (und damit der Seitenzugriffe) in den tendenziell starken Zeiten noch weiter erhöhen? Oder will und kann ich beides?
Sehr wichtig ist in diesem Punkt immer und immer wieder das eigene Webangebot im Zusammenhang zur Webanalyse zu reflektieren und sich auf eine längerfristige Strategie – bspw. für die nächsten 6 Monate – festzulegen. Es ist weder den Lesern noch dem Blogger geholfen, die Ausrichtung des Blogs jeden Montag zu ändern. Wobei hier erwähnt werden sollte, dass dies zu Beginn eines neuen Blogs noch häufiger vorkommt und durchaus legitim ist, jedoch bestehenden und etablierten Blogs tatsächlich auch schaden kann.
Fazit Webanalyse der „Seitenzugriffe“
- gute Kennzahl, um allgemeine Nachfrage einer Webseite oder eines Blogs grob einzuschätzen
- tägliche Beobachtung der Seitenzugriffe für kurzfristige strategische Ausrichtung nutzen
- Hauptnutzungszeiten der User beobachten
- Wechselseitiger Nutzen für Zielgruppendefinition und Webangebot
- bester Trend- oder Frühindikator für Trends oder Probleme im Blog
- Einsatz von Webanalyse Tools für Live-Messungen
- Zielsetzung / Planzahlen definieren
- längerfristige Beobachtung der Seitenzugriffe für langfristige strategische Ausrichtung nutzen
- Auswertungen in Vergleichskontext bringen (Vergleiche von Vorjahr, Vormonat, Vorwoche etc…)
- Tendenzen und Effekte formulieren (saisonale Effekte, thematische Effekte)
- Langfristige Ziele nicht aus den Augen verlieren
Weiterführende Artikel
- Webanalyse: Besuchsanalyse und Visit-Optimierung (Fortsetzung des Artikels über Seitenzugriffe)
- Webanalyse mit Google Analytics: beliebter Content neuer und wiederkehrender Besucher (von Seitenzugriffen zur Content-Definition)
- 5 Buchempfehlungen für Blogger und Webseitenbetreiber (Auch Bücher über die Webanalyse)
Ich habe jetzt mehrere Analyse Tools getestet. Unter anderem auch Clicky. Leider hat clicky sehr viele Besucher, die nachweislich auf meinem Blog waren, nicht erfasst. Auch google Analytics hat mir nach einer Woche mal grade EINEN lausigen Besucher attestiert – Piwik hatte in der Zeit 300 erfasst. Da in der zeit 50 Komments geschrieben wurden, ist klar: die beiden erstgenannten haben nur Murks erfasst..
Nach dem update von WP 2.x auf WP 3.0 hatte ich zwar auch Probleme mit Piwik, aber wie ich ja geschrieben hatte, durch Datenbankkorrektur und Neuinstallation läuft nun alles wieder einwandfrei und kann mich an (ich hoffe) korrkten Ergebnissen erfreuen.
Zum Thema Besucher. Interessant ist über welche Suchbegriffe die Gäste kommen. Da ist manchmal ein echter „Kopfschüttler“ dabei. Ungefähr ein Viertel meiner Besucher kommen direkt über google und Co. zu mir. In diesem Zusammenhang bin ich überrascht, wie hoch ich teilweise bei google in den Rankings bin. Letztens Bei einer Suche mit 55.000 Ergebnissen auf Platz 1 und 2. Erst danach kamen öffentliche Einrichtungen und Firmen. Und dies nicht zum ersten mal. Danach interessiert mich natürlich auch: Ist der besucher geblieben. Besucher mit nur einer angesprungenen Seite, werden wohl nicht so schnell wiederkommen. Die Bemühung geht sicher dahin, den Besucher zum bleiben zu „überreden“. Das könnte man durch Anpassung der Blog-Optik (deshalb habe ich momentan wieder ein Thema im Magazin-Style im Einsatz, und das Atahualpa-Theme – welches ich schicker finde – momentan auf „Parken“ gestellt) erreichen, damit der Besucher sofort einen Überblick über die Rubriken und einen Vorschau-Artikel darüber im Blick hat. Naja, ich denk ich krieg das noch hin, dass ich reich und berühmt werde. Habe gestern schon meine ersten 25 Cent mit der AdSense Werbung verdient.. Jiiiihaaaa… :-)
Hi Peter,
da habe ich Dir tatsächlich noch nicht auf Dein wirklich langes Kommentar geantwortet – Asche über mein Haupt ! :)
Solche „Kopfschüttler“ hatte ich auch schon – obwohl eher in meinen ehemaligen Blogs als in der Onlinelupe. Da googeln Leute echt nach „Telefonnummer von Anne Will“ oder „miriam meckel tee“. Demnächst werde ich mal einen etwas längeren Artikel zum Thema „Blogstrategie“ veröffentlichen. Habe dazu heute schon die ersten Ansätze gemacht und dort kommen auch Dinge vor, die Du bereits angesprochen hast – Besucher zum Bleiben überreden ? oder doch lieber zum Abonnieren des Feeds? Setzt man auf qualitativen oder quantitativen Traffic ?
Was das Theme betrifft, könnte ich mich jeden Tag anders entscheiden. Immer wieder sehe ich Themes, die mir besser gefallen. Aber die Onlinelupe ist nun erst einmal die Onlinelupe :)
Ich wünsche Dir noch einen schönen Abend
Jasmina