Gute Ideen, kreative Köpfe und Spezialisten gibt es viele – besonders im wachsenden Online-Business. Wenn aus der Idee oder dem Können jedoch ein Unternehmen entspringen soll, scheitert die Realisierung häufig dann doch an den Möglichkeiten oder eben nicht vorhandenen Möglichkeiten der finanziellen Mittel. Oder daran, dass dem oder den Gründern gar nicht bekannt und bewusst ist, auf welchen unterschiedlichen Wegen, sie ihr Unternehmen ins Leben rufen und finanzieren können. Dann heißt es: entweder die Idee in einer Schublade verstauben lassen oder losgehen und das notwendige Kapital „besorgen“.
Doch nicht zuletzt die anhaltende Wirtschafts- und Bankenkrise führte in den letzten Jahren dazu, dass vor allem Existenzgründer kaum noch Kredite von Banken gewährt wurden. Zwingende Voraussetzung für einen solchen Kredit: ein wasserdichter Businessplan. Ist der nicht überzeugend genug oder erscheint der Bank zu riskant, folgt mehr oder minder umgehend die Kreditablehnung. Denn da wo Banken in Form von Kapital Existenzgründer und noch nicht erprobte Geschäftsmodelle „unterstützen“, tragen sie weiteres Risiko. Im, für die Bank schlimmsten Fall, das Risiko des Forderungsausfalls.
Gründern stellt sich damit eine wesentliche Frage: muss es denn zwingend ein Kredit der (Haus)Bank sein oder gibt es möglicherweise noch andere Optionen, einem StartUp bzw. Jungunternehmen Kapital zur Verfügung zu stellen? Diese Frage ist das Titelthema der aktuellen Ausgabe des Online-Magazins INTERNETHANDEL und soll ebenfalls Thema dieses Artikels sein.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einzelunternehmer, GbR, GmbH, UG..und die Unternehmensidee
- 2 Bootstrapping – die unabhängige Finanzierung
- 3 Bedingungen, Vorteile, Nachteile
- 4 Bedingungen, Vorteile, Nachteile
- 5 Familiy & Friends
- 6 Crowdinvesting – das Kapital der Vielen
- 7 Zuschüsse & Förderprogramme
- 8 Weitere Finanzierungsmodelle
- 9 Fazit – welche Finanzierung ist für mein StartUp die Richtige?
Einzelunternehmer, GbR, GmbH, UG..und die Unternehmensidee
Die Frage der Finanzierung ist meines Erachtens auch eine Frage der Unternehmensform. Einzelunternehmer und Gesellschaften bürgerlichen Rechts (GbR) finanzieren und entwickeln ihr Unternehmen häufig über die sogenannte „Bootstrapping“-Methode.
Das hängt oft mit der Unternehmensidee, als auch mit der geplanten Entwicklung zusammen. Beispiel: als Einzelunternehmer im Dienstleistungssektor ist man in der Regel nicht auf Unsummen von Kapital angewiesen. Häufig genügt ein Home Office und damit ein Schreibtisch, ein Telefon, ein PC, ein Internetanschluss und ein paar Ausgaben für Webseite, Visitenkarten und andere Werbekanäle und schon kann es rein theoretisch losgehen.
Unternehmen, die jedoch eine völlig neue Idee aufbauen wollen – beispielsweise wie die Plattform livekritik.de – sind jedoch aufgrund von Entwicklungs-, Werbe- und Personalkosten auf einen Kapitaleinsatz angewiesen, um überhaupt erst mit dem operativen Geschäft beginnen und Einnahmen und Gewinn generieren zu können.
Bootstrapping – die unabhängige Finanzierung
Wie bereits erwähnt, nutzen beispielsweise viele Einzelunternehmer im Dienstleistungssektor die sogenannte „Bootstrapping“-Methode. Die Methode erklärt sich recht einfach: es wird kein fremdes Kapital aufgenommen. Wachstum und Entwicklung des Unternehmens erfolgen ausschließlich aus eigenen Kräften – sprich aus dem Gewinn des Unternehmens.
Das bedeutet aber auch, dass es die Gründungs- und Startphase so lange zu „überstehen“ gilt, bis das Unternehmen Umsätze und Gewinne einfährt und eine Weiterentwicklung ermöglicht wird.
Im Bestfall werden Gründer dabei durch den Gründerzuschuss der Arbeitsagentur unterstützt und können so zumindest für einen Zeitraum von 6 Monaten die Zahlung privater Kosten (Krankenversicherung, Miete etc.) sicherstellen.
Bedingungen, Vorteile, Nachteile
Bootstrapping ist damit vor allem etwas für Unternehmer, die einerseits die Fremdkapitalaufnahme scheuen und andererseits auch kein hohes Investitionsvolumen benötigen, um mit dem operativen Geschäft beginnen zu können.
Voraussetzung ist eine sehr genaue organisatorische und finanzielle Planung, um den Einstieg in den das operative Geschäft so früh wie nur möglich zu realisieren. Ein hohes Augenmerk sollte dabei auf laufend verfügbarer Liquidität liegen und auch Sparsamkeit und Kostenbewusstsein müssen in den ersten Jahren hohe Priorität besitzen.
Damit ist der Leistungsdruck für den / die Unternehmer gerade zu Beginn sehr hoch. Bei guter Planung und Entwicklung entspannt sich dies jedoch zunehmen, zumal kein zusätzlicher Druck besteht Fremdkapital zurückzahlen zu müssen.
Wachstum und Entwicklung solcher Unternehmen schreiten zwar in der Regel wesentlich langsamer voran, jedoch zeigt uns unter anderem das Slow-Grow-Prinzip (Svenja Hofert), dass langsames Wachstum häufig von Vorteil sein kann.
Förderdarlehen – abgesichertes Startkapital
Geplante Unternehmen, die dennoch einem Finanzbedarf zum Start hin unterliegen, sind jedoch nicht komplett verloren, nur weil Banken nicht mehr ganz so freudig und bereitwillig Kredite vergeben.
Eine weitere Chance ist beispielsweise ein Förderdarlehen. Dieses Darlehen entspricht einem Kredit, bei dem jedoch Bund und Länder bestimmte Sicherheiten für den / die Existenzgründer übernehmen, beispielsweise im Rahmen des European Recovery Program.
Vorteilhaft daran für Gründer: sofern unbedingt finanzielle Mittel für Betriebsausstattung, Waren, Maschinen oder Personal benötigt werden, kann dieses Darlehen über die Hausbank vor Beginn der Unternehmung angefragt werden. Ein Eigenkapitalanteil ist nicht notwendig und die Zinsen, als auch die Laufzeiten sind recht unternehmerfreundlich gestaltet. Die Finanzierungssumme beträgt maximal 100.000 Euro.
Bedingungen, Vorteile, Nachteile
Nachteilig ist an solch einem Förderdarlehen, dass die Beantragung sehr lange dauern kann und das Vorhaben von vielen Seiten qualifiziert überprüft wird. Ein Anspruch auf solch ein Förderdarlehen existiert natürlich nicht und so kann der Antrag durchaus auch abgelehnt werden.
Ist der Antrag jedoch genehmigt, bietet das der Unternehmung einen guten finanziellen Spielraum direkt ab Start. Beachtet werden sollten jedoch vorab einige wirtschaftliche und rechtliche Kriterien – beispielsweise die zusätzliche private Haftung der Gründer.
Familiy & Friends
Existenzgründung und die Aufnahme von Fremdkapital kann aber auch über nicht-institutionalisierte Wege funktionieren, wenn sie gut gestaltet ist und Kapitalnehmer und Kapitalgeber gute Rahmenbedingungen bietet: nämlich über die finanzielle Unterstützung von Freunden und Familie.
Entgegen dem Spruch „Bei Geld hört die Freundschaft auf“, kann ein gut gestalteter Rahmen mit der nötigen Portion Ehrlichkeit und einer schriftlichen Vereinbarung auch bedeuten, dass Freunde und Familie zu Kapitalgebern werden und den Start in die Existenzgründung ermöglichen.
In der aktuellen INTERNETHANDEL werden dazu einige sehr hilfreiche Tipps beschrieben wie eine Kapitalaufnahme über Freunde und Familie gut für beide Seiten gestaltet werden kann. (Anm.: Über den Link gelangt man außerdem zu einer kostenfreien Leseprobe des aktuellen Magazins).
Crowdinvesting – das Kapital der Vielen
Kommen die drei vorangegangenen Methoden nicht in Frage, ist vielleicht das sogenannte Crowdinvesting eine Option. In den letzten 2 Jahren wird darüber vermehrt berichtet und viele Unternehmen, vor allem auch Internet-StartUps, konnten ihr Vorhaben darüber erst realisieren.
Die Idee des Crowdinvesting, welches vom ursprünglichen Crowdfunding abstammt, ist, dass sich viele Investoren mit eher kleineren Beträgen an einer geplanten Unternehmung beteiligen. Diese vielen Investoren sind die sogenannte „Crowd“ und bilden gleichzeitig eine sogenannte „Schwarmintelligenz“, welche bereits eine Tendenz für den zukünftigen Erfolg eines Unternehmens liefern kann.
Kommt der geplante Investitionsbetrag nicht zustande, fließen die Gelder an die jeweiligen Investoren zurück und das Projekt wird beendet.
Eine Auflistung wichtiger Punkte im Rahmen des Crowdinvesting, sowie eine Übersicht bekannter Crowdinvesting-Plattformen findet man in der aktuellen INTERNETHANDEL.
Zuschüsse & Förderprogramme
Wie eingangs erwähnt, existieren weiterhin ein paar staatliche Zuschussmöglichkeiten, sowie Förderprogramme, die unter bestimmten Bedingungen von Gründern in Anspruch genommen werden können.
Dazu zählt auch der Gründerzuschuss, der über die Agentur für Arbeit beantragt werden kann und für sechs bzw. maximal 15 Monate dafür sorgt, dass wesentliche private Kosten des Gründers gedeckt werden können.
Außerdem existieren besondere Programme für Studierende, Absolventen und Wissenschaftler, sowie das KfW-Gründercoaching.
Weitere Finanzierungsmodelle
Weitere mögliche Finanzierungsmodelle für Jungunternehmen sind außerdem das Venture Capital, die Finanzierung durch Business Angels oder die Finanzierung durch Inkubatoren.
Klingt alles erst einmal etwas abschreckend, ist aber nur halb so kompliziert. Bei der Venture-Capital-Finanzierung handelt es sich um den Einsatz von sogenanntem Risikokapital. Das trifft vor allem auf geplante Unternehmungen zu, die aufgrund mangelnder Sicherheiten im Grunde keine Aussicht auf eine „normale“ Finanzierung über eine Bank hätten, deren Geschäftsidee jedoch großes Potential aufweist.
Die Finanzierung über einen Business Angel hingegen beruht vielmehr auf dem recht engen persönlichen Kontakt zwischen Investor und Gründer. Das dient nicht nur dem Austausch von Kapital, sondern auch Erfahrung und Wissen. Jene „Business Angels“ sind in verschiedenen Netzwerken organisiert und können für Projekte und Ideen gewonnen werden – jedoch ist auch diese Finanzierungsform recht zeitintensiv.
Die Unternehmensfinanzierung durch Inkubatoren hingegen ist eine recht neuartige Form der Finanzierung. Diese zeichnet sich dadurch aus, dass Investoren nicht nur Kapital in eine Idee investieren, sondern die Gründer auch aktiv durch die Gründungsphase hinweg begleiten. Damit können Kapitalgeber den Gründern nicht nur wesentliches Wissen vermitteln, sondern auch direkten Einfluss auf die Gestaltung und die Entwicklung der Unternehmung nehmen.
Fazit – welche Finanzierung ist für mein StartUp die Richtige?
Nach diesem kleinen Schnelldurchlauf bleibt die Antwort auf diese Frage wie so oft: eine pauschale Antwort gibt es nicht. Die „richtige“ Finanzierung hängt von vielen Faktoren ab. Dazu zählt die Idee an sich, als auch die Unternehmensform, Risikobereitschaft, Ausstattungskosten, Entwicklungskosten, Personalkosten und weitere wesentliche Bestandteile, um die Idee in ein operatives Geschäft zu wandeln, welches bestmöglich in geplanter und absehbarer Zeit Umsätze und Gewinne generieren kann.
Was für einen Einzelunternehmer nie in Frage kommen würde, kann für eine innovatives StartUp mit mehreren Gründern genau das Richtige sein. Dabei kommt es unter anderem darauf an, einen handfesten und wasserdichten Businessplan zu erarbeiten, Kontakte in die Branche und zu möglichen Investoren oder erfahreneren Personen aufzubauen.
Ausgezeichnete Tipps Jasmina! Mich persönlich fasziniert ja insbesondere das Thema Crowdfounding und ich hoffe, dass dies auch in Deutschland noch etwas mehr in Fahrt kommt, so dass sich da für Gründer echte Alternativen auftun. Vor allem auch für Selbständige, welche vielleicht kein super fancy Produkt haben und einfach ihr Geschäft starten möchten.