Seit einigen Jahren wimmelt es im Netz, Buchhandlungen, Fachmagazinen fast nur so vor Schlachtsprüchen, dass Social Media mittlerweile das Ding ist, um das ein Unternehmen nicht mehr umhin kommt. Hier Tipps, da Anregungen – auch mein Blog befasst sich häufig mit diesen Themen. Jedoch muss man sich berechtigterweise die Frage stellen: bringt das auch wirklich jedem Unternehmen etwas?
Vor kurzem stieß ich über einen interesannten Artikel der Agentur diedrei mit dem Titel „Schluss mit Posten!“. Volker Weitkamp führt dabei bereits im Teaser an: „Die Drei! Sagt dem Facebook-Hype dem Kampf an“ und spricht sich im Artikel aus diversen Gründen gegen (blinden) Aktionismus beim Aufsprung auf den Facebook-Hype aus.
Klingt erst einmal etwas apodiktisch, aber dahinter verbirgt sich eine Auffassung des Online Marketings und Social Media Marketings, die ich (unter bestimmten Maßgaben) absolut nachvollziehen kann.
Inhaltsverzeichnis
Die Frage der Zielsetzung – Aktionismus vs. Effizienz
Der Wert von Aktionen, Maßnahmen und Strategien im sozialen Netzwerken bemisst sich natürlich immer an dem Verhältnis von Input zu Output – was stecke ich also auf der einen Seite hinein und was kommt auf der anderen Seite für mich hinaus?
Wenn wir hier von Unternehmen sprechen, dann sind das im Output natürlich immer wirtschaftliche Faktoren wie Umsatz, Gewinn, Neukunden, Kontakte etc..
Dem gegenüber stehen Input-Faktoren wie Ressourcen (Mitarbeiter und Zeit), sowie finanzielle Ressourcen (bspw. Kosten für die ausführende Agentur).
Vermutlich sind etliche kleine, mittelständische und große Unternehmen in den letzten Jahren dem von Volker Weitkamp beschriebenen Social-Media-Aktionismus verfallen, wollten dabei sein, mitmischen und weil sich Aktionismus dann und wann mit fehlender Planung und strategischen Zielgestaltung paart, finden wir als Quintessenz bei Facebook & Co. etliche Unternehmens-Profile deren letzter Beitrag Jahre her ist oder gähnende Leere das Gesamtbild bestimmt.
Was man dabei als NutzerIn empfindet, sei mal dahin gestellt – ein positives Gefühl der Freude entwickelt sich jedoch nicht. Im Gegenteil, es hat ja heute schon fast einen seltsamen Beigeschmack solch ein traurig-gähnendes Profil vorzufinden.
Also stellt sich ebenfalls berechtigterweise die Frage: Ist dann KEINE Social-Media-Präsenz nicht besser als irgendeine Social-Media-Präsenz?
Wann „Social Media“ sich nicht lohnt
Wie wir ja nun alle wissen, ist „Social Media“ nicht mal eben so gemacht. Dahinter stecken Strategien, Planungen, Redaktionspläne, Recherchen, Kreativitiät – Arbeit, die in größeren Unternehmen ganzen Abteilungen obliegt.
Bedeutet, ein Unternehmen sollte erst einmal ein paar Grundvoraussetzungen erfüllen, um überhaupt darüber nachzudenken, ob Social Media-Aktivitäten Sinn machen.
Diese wären:
- eine klare und möglichst messbare Zielsetzung ist ein unbedingtes Muss („Was versprechen wir uns davon?“)
- die Zielgruppe sollte in den sozialen Netzwerken auch aktiv und auffindbar sein
- finanzielle Ressourcen oder Mitarbeiter-Ressourcen sollten für die kontinuierliche Umsetzung von Social Media-Maßnahmen vorhanden sein
- das Unternehmen sollte bereit sein, Prozesse und „Dasein“ für Aktivitäten in sozialen Netzwerken zu öffnen
Sind bereits diese vier Grundvoraussetzungen nicht gegeben, wird es extrem schwierig. Ohne klare Zielsetzung bleibt unklar, WAS und WARUM getan werden soll. Ohne Zielgruppe, weiß ich nicht, WEN ich überhaupt ansprechen soll. Ohne finanzielle Ressourcen oder qualifizierte Mitarbeiter, ist nicht klar, WIE ich Maßnahmen umsetzen soll.
Es kann aber auch sein, dass beispielsweise drei der Voraussetzungen absolut gegeben sind, aber beispielsweise die Zielgruppe in den Netzwerk schlichtweg verschwindend gering ist – ich denke hier im extremen Beispiel an ein Unternehmen, dass Produkte für die Generation 70+ produziert oder vertreibt. Diese Zielgruppe ist bei Facebook nur sehr selten vertreten. Hier kann man nun darüber nachdenken, ob man es direkt sein lässt und Ressourcen & Muse in andere Maßnahmen steckt oder zielgerichtete Alternativen plant, wie beispielsweise die Ansprache der „Kinder mit Versorgerfunktion“ dieser Generation 70+.
Das Wichtige ist jedoch immer die Planung, Planbarkeit und zielgerichtete Umsetzung und das unterscheidet schlussendlich eine gute Social Media-Präsenz von einer schlechten Social Media-Präsenz.
…und muss das nun sein?
Wie fast immer gibt es eben nicht nur „schwarz“ und „weiß“, sondern auch etliche Grauschattierungen. So ist es auch mit der Beantwortung dieser Frage, wobei eben der Fokus darin liegen sollte, Input und Output möglichst genau und objektiv zu betrachten.
Insofern bleibt zu sagen: Nein, Social Media muss nicht für jedes Unternehmen sein, kann aber zielgerichtet und clever eingesetzt für einen optimierten Output sorgen.
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Vielen Dank für diesen tollen Artikel.
Er spricht mir insofern aus der Seele, dass es eben durchaus Gründe geben kann, nicht auf Facebook zu sein.
Die bisherigen Expertenmeinungen dazu, waren immer, Unternehmen Du musst mit den immergleichen Argumenten für die sich auch bei näherer Sichtweise immer ein passendes Gegenargument finden lässt.
Und ich glaube, dass ist das Entscheidende. Unternehmen müssen individuell prüfen und agieren. Es gibt keine Patentlösung für alle Unternehmen, auch wenn dies leider häufig so vermittelt wird.
Es hat noch nie eine Lösung gegeben die für alle funktioniert und das wird es sicher auch niemals.