Es ist schon knapp 2 Jahre her, dass ich hier im Blog den Artikel „Mehr Mut zur Selbständigkeit“ veröffentlichte, der wiederum auf einem Artikel eines Bloggers in der t3n basierte. Darin ging es vor allem um den Punkt der vermeintlichen „Unsicherheiten“, die eine Existenzgründung bzw. Selbständigkeit mit sich bringt. Ich bin nun seit 2011 selbständig und werde hin und wieder gefragt, woran ich gemerkt habe, dass „jetzt“ der richtige Zeitpunkt für den Einstieg in die Selbständigkeit war. Im Nachhinein betrachtet, hätte ich es viel früher tun können, aber natürlich beeinflussen viele äußere Bedingungen eine solche Entscheidung.
Ob es nun ein Jobwechsel oder der Weg in die Selbständigkeit sein soll, beide Wege sind mit vermeintlichen Risiken behaftet. Man verlässt vertrautes und geglaubte Sicherheit. Dabei kann nicht nur die Selbständigkeit in die Hose gehen, auch der neue Job kann sich im Nachhinein als viel zu langweilig, nicht herausfordernd, viel zu stressig oder inhaltlich nicht passend herausstellen. So ganz genau weiß man das ja nie und dann gibt es noch die Sache mit der Probezeit von der man nicht nur selbst, sondern eben auch der Arbeitgeber Gebrauch machen kann.
Doch von vorn und zur eigentlichen Frage: wann merke ich, dass es Zeit wird für einen beruflichen Tapetenwechsel und wann weiß ich, dass ein Jobwechsel genau jetzt angebracht wäre ?
Inhaltsverzeichnis
Welche Faktoren beeinflussen die Entscheidung zur Selbständigkeit?
Meines Erachtens sind es grob gesehen 4 Faktoren, die den Schritt zur Existenzgründung und damit in die berufliche Selbständigkeit beeinflussen. Dazu gehören:
- Die Vorstellung der persönlichen beruflichen Zukunft
- Die Vorstellung der persönlichen privaten Zukunft
- Der familiäre und private Ist-Stand
- Der finanzielle Ist-Stand
Was genau ist damit gemeint?
Die Vorstellung der persönlichen beruflichen Zukunft
Für den Einen war es schon immer klar, dass sie oder er mal „was eigenes machen“ wird. Ein eigenes Geschäft, ein eigener Laden. Anderen kommt diese Idee erst im Laufe des Berufslebens oder sie werfen sich ganz spontan hinein. Die Wege in die Selbständigkeit sind ganz unterschiedlich, aber immer geprägt von einer Vorstellung, die man von der eigenen beruflichen Zukunft hat und die in vielen Fällen durch eine Festanstellung nicht realisiert oder befriedigt werden können. Das können Faktoren sein, wie beruflich stärker herausgefordert zu sein, selbst entscheiden zu können oder Verantwortung völlig eigenständig zu tragen.
Die Vorstellung der persönlichen privaten Zukunft
Immer stärker damit verbunden ist auch die Vorstellung der persönlichen privaten Zukunft. Berufliche Erfüllung und private Zufriedenheit verschwimmen immer stärker miteinander und bedingen sich auch immer mehr. Wer mit dem Job und seiner Aufgabe unzufrieden ist, nimmt dies häufig auch in den Privatbereich mit – nicht zuletzt weil der Job eben ein großes Stück der eigenen Identität ausmacht. Passen die Ziele der persönlichen und privaten Zukunft nicht mehr mit dem Job überein, den man gerade ausübt oder macht sich ein latentes Ungleichgewicht bemerkbar, dann sollte man darüber nachdenken, ob der Zeitpunkt für einen Wechsel nicht gekommen ist.
Klare, eindeutige und motivierende Ziele sind die halbe Miete – so meine Meinung. Wer nicht weiß, wohin er gehen möchte, geht irgendwohin – und das muss nicht immer die „beste“ Richtung sein. Wer sich Ziele steckt, bleibt motiviert – ein wichtiger Faktor, der von Selbständigen tagtäglich gefordert wird, um ein langfristig erfolgreiches Geschäft aufzubauen.
Neben den Rahmenbedingungen, die in der Zukunft liegen bedingen aber auch Ist-Faktoren den Zeitpunkt für den Einstieg in die Selbständigkeit.
Der familiäre und private Ist-Stand
Von der Hand zu weisen ist es natürlich nicht, dass die Existenzgründung mehr oder minder kalkulierbare Risiken mit sich bringt. Es ist natürlich etwas anderes, ob man sich in noch jungen Jahren ohne Kinder und Familie in die Existenzgründung begibt oder diesen Schritt geht und zeitgleich eine Familie zu versorgen hat.
Die Rückendeckung von Freunden und Familien ist wichtig, um gerade in den ersten Jahren der Selbständigkeit bestehen zu können.
Der finanzielle Ist-Stand
Auf der anderen Seite stehen die Finanzen. Manche Existenzgründungen benötigen gar nicht so viel Kapital und sind meist schon mit wenigen Mitteln zu stemmen. Andere wiederum sind auf Kredite oder Investoren angewiesen. Eine vernünftige Rentabilitätsplanung ist hier das Minimum, um etwaige finanzielle Risiken zumindest abschätzen und einkalkulieren zu können.
Der perfekte Zeitpunk – gibt es das?
Ich möchte mal behaupten: Nein! Es gibt keinen perfekten Zeitpunkt, um in eine Selbständigkeit zu gehen. Und ob ein Zeitpunkt der Richtige gewesen wäre oder ist – auch das weiß man immer erst hinterher. Ohne das Ganze zu naiv zu betrachten: es wird immer Aspekte geben, die zum jetzigen Zeitpunkt gegen eine Selbständigkeit sprechen.
Aber der Zeitpunkt mit den ultimativen richtigen Rahmenbedingungen wird vermutlich nie kommen. Also sollte man zusehen, wie man bestimmte Aspekte justieren kann, um den Schritt dennoch zu gehen. In manche Dinge muss man einfach hineinwachsen und bei anderen muss man einfach den Sprung in das kalte Wasser wagen.
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Ich denke, mit der Selbstständigkeit ist es wie mit dem Kinderkriegen: den wirklichen optimalen Zeitpunkt kann man schwer oder überhaupt nicht bestimmen. Allenfalls in der ex post Betrachtung kann man feststellen, dass gewisse Umstände günstig oder weniger günstig gewesen sind. Aber im Vorfeld sind diese Aspekte eben nicht zu bestimmen. Außer man holt sich einen Branchenkenner als Mentor und fragt diesem Löcher in den Bauch.
Der Weg in die Selbstständigkeit ist mit vielen Risiken verbunden! Man sollte das gut durchdenken!
Hallo,
danke für deinen tollen Artikel!
Ich glaube auch, dass es nicht „den“ richtigen Zeitpunkt gibt, man braucht aber auf jeden Fall gute Rücklagen um mindestens 6-12 Monate davon leben zu können.
Man kann es aber auch ohne Rücklagen schaffen, aber dann wirds stressiger.
Ein wirklich interessanter Artikel. Jeder Unternehmer ist mit dem Begriff der Bilanzierung vertraut, jedoch können nur die wenigsten diesen Terminus einfach erklären. Bei der Bilanzierung geht es in erster Linie um die Erstellung des Jahresabschlusses. Je nach Unternehmensform und –größe kann man von dieser im herkömmlichen Sinne ausgenommen sein. Das Gesetz regelt ganz klar wer bilanzieren muss. Wie eine Bilanz auszusehen hat und welche Bestandteile der Jahresabschluss enthalten muss ist ebenfalls klar geregelt. Um die eigenen Spielräume in der Bilanzierung zu kennen, bedarf es zuerst einem Grundverständnis über diese Materie. Ohne dementsprechendes Know-How funktioniert hierbei nichts. Gerade aus diesem Grund zählt der Beruf des Buchhalters, Bilanzierer bzw. Steuerberater zu den Zukunftsberufen.
Hallo,
also mann kann sich ja erst nebenberuflich Selbstständig machen und das ganze mal testen und als Kleinunternehmer starten und dann beispielsweiße eine UG gründen, aber spätestens dann, braucht man einen Steuerberater, der Buchungen macht und alles steuerliche regelt.
Den perfekten Zeitpunkt gibt es meiner Meinung nach nicht, einfach drauf los und machen, wenn man zu lange plant, dann macht man es meistens auch nicht und sieht keinen Fortschritt und wird unmovitivierter.
Es ist in der Tat sehr schwierig, den richtigen Zeitpunkt zu identifizieren, daher ist es wichtig zumindest die einem zustehenden Fördermittel zu erhalten. Dafür sollte man auf eine professionelle Fördermittelberatung zurück zu greifen, zumal eine solche Beratung auch durch Fördermittel finanziert werden kann.