Günstig, Billig, Preiskampf – Warenimport aus China als Chance für den Online Handel?

Titelblatt INTERNETHANDEL Ausgabe Nr.97 11-2011 Import
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Wer wundert sich nicht das ein oder andere Mal bei der Online-Suche nach einem neuen Handy, Notebook oder Fernsehgerät, wie die sehr unterschiedlichen Preise verschiedener Anbieter zustande kommen? Manchmal mag man sich gar schwer wundern, wenn der LCD-TV bei Anbieter X glatte 100 Euro günstiger zu erwerben ist, als bei den Anbietern Y und Z. Das A und O eines Einkäufers im Online-Handel sind natürlich gute Kontakte und gute (Posten)Geschäfte. Es ist meines Erachtens keineswegs vermessen, zu behaupten, dass in den meisten Sortiments-Bereichen zwischen den verschiedenen Online-Händlern ein echter Preiskampf besteht. Nicht selten entscheiden schließlich wenige Euro oder Cents über Kauf oder Nicht-Kauf des Konsumenten. Besonders dann, wenn das gewünschte Produkt mit keiner „emotionalen Bindung“ zu den verfügbaren Anbietern belegt ist. Ein Beispiel: Der Kauf eines neuen Handies ist wesentlich emotionsloser als der Kauf eines neuen Romans. Was unterscheidet diese beiden Produkte?

  1. Ein Handy kauft man sich in der Regel wesentlich seltener als ein Buch
  2. Der Absatz von Handies im Online-Bereich unterliegt einem starken Preiskampf. Viele Anbieter bedeuten eine große Auswahl für den Kunden. Abgesehen von ein paar voraussetzenden Punkten des „Vertrauens“, spielt hier der zu zahlende Preis eine wesentliche Rolle.
  3. Bücher unterliegen in Deutschland der Buchpreisbindung. Es ist also egal, ob man bei Anbieter X, Y oder Z bestellt. Man wählt den Anbieter, mit welchem man bisher die besten Erfahrungen gemacht hat oder der den Nutzer emotional am ehesten anspricht.

Was der Preiskampf für Online-Händler bedeutet

Diese Tatsache bedeutet wiederum für Online-Händler, dass es in bestimmten Produkt-Bereichen kaum Wege vorbei an einer für den Kunden günstigen Preispolitik führen. Die Versuche, die Masse der Kundschaft über andere Wege an einen Online-Shop zu binden, wurden und werden mal mehr mal weniger beispielhaft umgesetzt.
Geht man jedoch den Weg der Niedrigpreis-Kultur, muss man als Online-Händler auch zusehen, dass irgendwoher genügend Gewinn abfällt, um das Unternehmen zu finanzieren. Das ist bei Verkaufspreisen, die teilweise unter oder knapp über Einkaufspreis liegen schlichtweg nicht möglich oder macht nur dann wirklich Sinn, wenn die Stückzahlen im Absatz hoch genug sind.

Option Warenimport aus China?

Titelblatt INTERNETHANDEL Ausgabe Nr.97 11-2011 ImportIch möchte mal behaupten, dass sich einigen bereits bei der Wortgruppe „Warenimport aus China“ aus unterschiedlichen Gründen ein wenig die Nackenhaare aufstellen. Trotz dessen scheint dies mittlerweile eine passable Option für deutsche Online-Händler zu sein, um im „Online-Preisgefüge“ mithalten zu können, ohne schon die drohende Insolvenz vor Augen zu haben. Gewidmet hat man sich dieser Thematik als Titelthema in der aktuellen INTERNETHANDEL. Ich muss gestehen, dass diese Thematik für mich praktisch „ein großes schwarzes Loch“ darstellte und auch mit einer gewissen Portion Skepsis belegt ist und war. Erläutert werden von der Redaktion in diesem Zuge unter anderem folgende Punkte:

  1. Informationsbeschaffung
  2. Zielsetzungen und Produktvorbereitung
  3. Informationen zu Exportkonditionen
  4. Zollbestimmungen
  5. Gepäck & Arbeitswerkzeuge für den Besuch einer chinesischen Messe (Canton Messe)
  6. Kalkulation, Einkauf und Bestellung
  7. Einige Rechtsinformationen
  8. Produktions-Timing
  9. Lieferanten-Briefing
Generell kann ich sagen, dass ich das Thema erstklassig aufbereitet empfinde, um sich erst einmal ein Bild vom „Warenimport aus China“ machen zu können und dass ich mir nun ein wenig lebhafter vorstellen kann, wie der Import von Waren aus China funktionieren kann. Mit Sicherheit würde dieser Weg für einige Online-Händler auch durchaus Sinn ergeben, jedoch behaupte ich, dass dies erst unter ganz bestimmten Voraussetzungen wirklich empfehlenswert ist.

 

Einerseits müssen die notwendigen personellen Ressourcen vorhanden sein, um einen Produktimport aus Fernost erst einmal zum Laufen zu bringen und schließlich auch fortfolgend zu koordinieren. Des Weiteren ist auch damit kein unerheblicher Kostenaufwand verbunden. Mal ganz abgesehen von sprachlichen und kulturellen Barrieren, für die es sicher kein einfaches „How To“ gibt. Hinzu kommen rechtliche Gegebenheiten, die auch nicht „einfach so“ zu überblicken sind und mit Sicherheit eines rechtlichen Beistands bedürfen (= weitere Kosten). Schließlich stellt sich für mich auch die Frage, wie Retouren-Prozesse gehandhabt werden können.

 

Alles in allem scheint solch ein Importgeschäft in meinen Augen nur dann wirklich Sinn zu machen, wenn das nötige Kapital vorhanden ist, um all das stemmen zu können – allem immer die entsprechende Nachfrage vorausgesetzt. Für kleinere Online-Händler aus meiner Sicht damit eine Sache, von der man lieber Abstand nehmen und sich nach anderen Nischen umsehen sollte. Für größere Online-Händler könnte ein solches Importgeschäft mit entsprechender Planung, Vorbereitung und Umsetzung jedoch durchaus lukrativ sein.

 

Wer schreibt hier? Jasmina

Hi! Ich bin Jasmina, die Autorin von onlinelupe.de. Seit 2010 schreibe ich hier über digitales Arbeiten und Selbständigkeit im Internet.

2 Kommentare

  1. Hallo Jasmina!

    Ich habe mir jetzt drei Artikel am Stück durchgelesen (wohlgemerkt: durchgelesen) ;-) Der einzige Aspekt den ich kritisieren möchte ist der, dass mir an dieser Stelle definitiv und unabdingbar ein Flattr-Button fehlt.

    Die Berichterstattung ist vom feinsten und auch sonst gefällt mir dein Blog immer noch super.

    Liebe Grüße aus Frankfurt

    Patrick

  2. Sehr guter Beitrag! Die Ausgabe habe ich auch schon gelesen und kann diese nur weiterempfehlen. Wer sich mit dem China Import beschäftigt sollte diesen Beitrag aufjedenfall mal gelesen haben.

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