Gestern erst wurde ich auf ein recht neues Twitter-Tool aufmerksam gemacht. Wie es so ist, habe ich es auch gleich einmal ausprobiert und möchte es Euch hier kurz vorstellen. Es handelt sich dabei um das Tool mit Namen „Tweetsee“. Tweetsee stammt aus der Schmiede des Hamburger Unternehmens Nerdindustries. Möglicherweise kennt der ein oder andere bereits Nerdindustries-Produkte wie holodeck, QR-Lab oder Flow. So manch einer mag wieder die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, sobald er von einem neuen Tool oder einen neuen Applikation für Twitter, Facebook & Co. liest. Meist ist es ja so, dass die Ideen solcher Applikationen echt gut sind, es aber für die wenigsten User einen handfesten Grund gibt, jene Applikation dann doch in den täglichen Arbeitsprozess einzubinden und diese ausgiebig zu nutzen. Tools, Gadgets und Applikationen, die sich darüber hinwegsetzen sind beispielsweise Tweetdeck oder hootsuite. Sie haben eines gemeinsam: Sie erleichtern das Netzwerken enorm und sind gut und einfach zu handhaben. Tools wie „if this then that„, Tweetalarm, Twitteranalyzer oder der Social Media ROI Calculator vereinfachen lediglich bestimmte einzelne Abläufe und Aktionen, die zum Netzwerken dazu gehören, können aber gleichermaßen auch „stören“ und werden vom Nutzer bewusst wieder deaktiviert oder verschwinden irgendwann einfach in der Versenkung.
Inhaltsverzeichnis
Tweetsee macht Tweet-Inhalte „sichtbar“
Die optischen und funktionalen Weiterentwicklungen von Twitter im Jahr 2011 folgte einem Tenor: Dem einfacheren und schnelleren Aufrufen von Informationen. Zu diesen Weiterentwicklungen zählten unter anderem
- der direkte Bildupload bei Twitter
- die „Show me more“-Funktion
- der neue Aktivitäten Tab
- die Twitter Bildergalerien
Ich empfand all diese Entwicklungen doch sehr hilfreich, da ich unter anderem nicht für jedes Bild und jeden Tweet Twitter verlassen musste (vorausgesetzt man nutzt Twitter webbasiert und nicht über Tweetdeckt & Co.). Dennoch ist es bislang nicht möglich, Inhalte anderer Webseite direkt über Twitter einzusehen, um bspw. einen ersten Eindruck zu gewinnen. Andererseits sollte man natürlich auch im Auge behalten, dass der Sinn und Zweck Twitters auch eigentlich darin liegt, jene Informationen zu streuen und anderen mitzuteilen und der Fokus nicht ist, diese Informationen direkt über Twitter sichtbar zu machen. Trotzdem finde ich die Idee, die Inhalte eines Tweets bzw. eines darin hinterlegten Links einsehen zu können. Diese kleine „Lücke“ versucht die Applikation Tweetsee zu schließen, in dem die Inhalte aller getwitterten Links der eigenen Timeline direkt im Browser dargestellt werden und gelesen werden können. (Anm.: Tweetsee befindet sich aktuell noch in der Beta-Phase.) Außerdem ermöglicht Tweetsee es, diese Tweets bzw. Inhalte direkt auch weiter zu posten, per eMail zu versenden, zu retweeten oder zu „killen“. Mit dem Verbinden von Tweetsee und dem eigenen Twitter-Account beginnt Tweetsee alle Inhalte zu „sammeln“. Diese Inhalte können nach und nach gelesen und „weiterverarbeitet“ werden.
So funktioniert Tweetsee
Und weil wir bei allem, was wir tun unsere Zielgruppe immer im Blick haben, funktioniert Tweetsee auch auf dem iPad und anderen Tablets. So können Sie sich in aller Ruhe auch auf der Toilette mit den Neuigkeiten des Tages berieseln lassen. Um Tweetsee nutzen zu können, begibst Du Dich auf die Webseite tweetsee.org. Dort siehst Du erst einmal folgenden Screen.
Zum Inhalt des Screens nur noch ein kurzer Hinweis von meiner Seite: Ich habe Tweetsee in Google Chrome, IE und Firefox getestet und würde Euch empfehlen, Google Chrome als Browser zu nutzen, da ich zumindest einige Darstellungsprobleme im IE und Firefox hatte. Oben links findest Du nun einen Button. Klickst Du auf diesen, verbindet sich Tweetsee mit Deinem Twitter-Account. Das sieht dann in etwa so aus.
Im nächsten Schritt muss man ein paar Sekunden und Minuten warten, bis die ersten neuen Tweets eintreffen. Geschieht dies, siehst Du folgenden Screen.
Im direkten Blickfeld des Browsers sieht man nun die Webseiten-Inhalte der getwitterten Links Deiner Timeline. Direkt darunter befindet sich eine Leiste mit den Profilbildern der Accounts, welchen Du folgst. Jedes Profilbild steht somit für einen Tweet. Klickst Du auf eines der Bilder erscheint demnach der Webseiten-Inhalt des jeweils getwitterten Links. So kann man sich nun gemütlich durch alle aktuellen Tweets bzw. deren direkte Inhalte klicken, ohne davon abhängig zu sein, ob der dazu gepostete Tweet für Dich interessant klingt oder eben nicht. Gefällt Dir ein Inhalt, kannst Du diesen entweder per eMail versenden, twittern oder bei Facebook posten. Das machst Du mit den drei schwarzen Buttons unten rechts. Gefällt Dir der Inhalt nicht, kannst Du ihn mit dem X-Button (oben rechts) ganz einfach „killen“. Dann erscheint folgender Screen und der Inhalt/Tweet wird aus Deiner „Sammlung“ entfernt.
Übrigens: Möchtest Du doch mal direkt auf die Webseite eines jeweiligen Inhaltes wechseln, klickst Du einfach auf den „Fenster-Button“ links neben dem X-Button.
Erleichtert Tweetsee das Lesen und Verarbeiten von Tweet-Inhalten?
Ich hatte anfänglich schon meine Bedenken hinsichtlich neuer Twitter-, Facebook- &Co. -Tools formuliert. Ich stelle es mir für die Entwickler solcher Applikationen häufig recht schwierig vor, das jeweilige Produkt „richtig“ und dauerhaft zu platzieren. Nicht zuletzt, da es die Platzhirsche Tweetdeck und hootsuite einem nicht wirklich einfach machen.
Top
- Tweetsee kenne ich erst seit gestern und habe erst wenige Stunden mit der Applikation gearbeitet. Nützlich finde ich diese allemal. Das begründet sich bei mir aber vor allem darin, dass ich nun nicht direkt vom Tweet bzw. dem Inhalt des jeweiligen Twitterers abhängig bin, sondern die Inhalte direkt einsehen kann. Es kommt wahrscheinlich häufig genug vor, dass der Tweet an sich relativ langweilig klingt und nicht gerade zum Klicken und Lesen motiviert, der Inhalt, welcher sich dahinter befindet es aber allemal wert wäre, ihn zu lesen.
- Sehr entgegen kommt mir auch die Funktion, einzelne Inhalte zu „killen“. Während ich bei Twitter gleich einem ganzen Account den Laufpass geben müsste, kann ich hier einfach detailliert Inhalte unsichtbar machen und Inhalte, die mich interessieren, in meiner „Sammlung“ behalten.
- Tweetsee ist auch auf dem iPad und anderen Tablets verfügbar.
Flop
- Etwas problematisch wäre für mich der Überblick in meiner „Tweet-Sammlung“. Immerhin folge ich aktuell 776 Accounts, die ich bei Twitter bereits mühsam in Listen sortiert habe, um den Überblick nicht zu verlieren.
- Ein kleines Manko ist nach meinem Empfinden auch noch die Optik. Das generelle Layout finde ich zwar gelungen, aber für mich als Nutzer sieht die Sache noch nicht „ganz rund“ aus, wenn ich das mal so schwammig beschreiben darf.
Verbesserungsvorschläge
- Sollte ich Tweetsee dauerhaft nutzen, würde ich es begrüßen, wenn ich dort auch eine Sortierfunktion zur Verfügung hätte. Das könnte bspw. die Möglichkeit sein, sich nur die Tweets einer bestimmten Liste anzeigen zu lassen oder einzelnen Tweets Tags hinzuzufügen, um diese später wieder aufrufen zu können. Aktuell jedoch, würden mich die Inhalte aber bereits nach wenigen Stunden schon schlichtweg erschlagen.
- Vom Feeling aus Anwendersicht würde mir eine etwas „rundere“ Optik noch ein Stück mehr zusagen. Unnötig finde ich bspw. die Einblendung meines Twitter-Backgrounds.
Generell kann ich mir schon vorstellen, dass Tweetsee möglicherweise ein Tool wird, welches ich täglich nutze. Wie bereits erwähnt, empfinde ich es als besonders hilfreich, nur noch im geringen Maße vom Inhalt des Tweets selbst „abhängig“ zu sein bzw. davon, ob der jeweilige Twitterer diesen Inhalt interessant oder uninteressant beschrieben hat. Auf der anderen Seite – und das werden sicher einige der „Webworker“ hier nachvollziehen können – überlegt man sich bei den 100 Tools und Anwendungen, die man eh schon nutzt oder nutzen muss, ob noch ein weiteres wirklich notwendig ist. Insofern: Ja, Tweetsee ist eine gute Idee und kann für die Zielgruppe „Heavy Twitter User“ durchaus interessant und von Nutzen sein. Jedoch würde ich mir persönlich dazu noch oben benannte Features wünschen, damit sich Sinn und Zweck für mich auch tatsächlich erfüllen.