Lebensmittel bei Amazon – Das Rumpsteak vom Postboten

Schatz, bestellst Du mal schnell 500g Gehacktes bei Amazon ? Das könnte einer der Sätze der Zukunft des Versandhandels werden. Noch vor die Tür gehen, um die Zutaten für das Essen mit Freunden einzukaufen ? Warum ? Es gibt doch Amazon !

Mit der neuen Produktsparte „Lebensmittel & Getränke“ revolutioniert Amazon mal wieder den Distanzhandel. Natürlich gab es etliche Konzepte und Umsetzungen schon vor Amazon. Aber wenn Amazon eine neue Produktsparte präsentiert, dann wird es ernst. Die Gesamtzahl der aktuell angebotenen Produkte im Bereich „Lebensmittel & Getränke“ beläuft sich auf ca. 35.000. Brot und Backwaren, Fisch und Meeresfrüchte, Fleisch und Wurst, Obst und Gemüse, Milchprodukte, Pasta, Süßigkeiten und vieles mehr wird man nun noch zur CD, dem Buch oder der neuen TV-Serie kaufen können.

Wer glaubt, dass es sich bei diesen Produkten jedoch nur um Instant-Waren oder Dosenfutter handelt, liegt falsch. Ein Blick in das Sortiment beweist, hier gibt es tatsächlich auch „Frischfleisch“. Und sicherlich stellen sich nun genauso viele die Frage, wie frisches Fleisch möglichst unverdorben bis vor die eigene Haustür geliefert werden soll ?

Wie die Lieferung von Frischartikeln laufen soll

Dazu ist vorab wichtig zu wissen, dass sich Amazon bei den meisten Lebensmitteln und Getränken über einen Haftungsausschluss in der Produktbeschreibung absichert. Darin steht unter anderem:

„Amazon.de ist nicht Hersteller der auf dieser Internetseite angebotenen Waren, es sei denn, dies wird ausdrücklich angegeben. Die Produktverpackung und zugehörigen Dokumente enthalten möglicherweise Angaben, die über die auf unserer Internetseite gemachten Angaben hinausgehen und/oder sich von ihnen unterscheiden. Wir empfehlen Ihnen daher, sich nicht allein auf die Angaben zu verlassen, die auf unserer Internetseite angezeigt werden, sondern sich vor Gebrauch der Ware stets auch sorgfältig die Etiketten, Warnhinweise und Anleitungen durchzulesen, die mit der Ware geliefert werden. Bitte nehmen Sie nachfolgend auch unseren vollständigen Haftungsausschluss zur Kenntnis.“

Das ist soweit nicht ungewöhnlich, da diese Waren in allen Fällen von Drittanbietern angeboten und vertrieben werden. Dies zum Beispiel auch durch die Unternehmung „Genusshandwerker“. Die wiederum versprechen sogar „Frischer als vom Markt!“ und punkten mit dem Ziel des höchsten Genusswertes, da Produkte erst nach der durch den Verbraucher ausgelösten Bestellung bei den Produzenten geordert und  klimaneutral transportiert werden. Geliefert wird jede Woche an festen Liefertagen und -zeiten – in spezieller Isolierverpackung, mit Expresskurier und Frischegarantie.

Über 60 Verkaufspartner, kostenfreier Lieferservice & mobile Food-Shopping

Um das Sortiment mit ca. 35.000 Artikeln plus Content zu realisieren, hat sich Amazon insgesamt 60 Verkaufspartner an Land gezogen. Darunter auch ein paar Bekannte, wie www.froodies.de oder www.biowelt.de .
Der Versand ist nach wie vor kostenfrei ab einem Bestellwert von 20,00 € und der Overnight-Express gilt ebenso für viele Artikel aus dem neuen Sortiment (Ausnahmen siehe oben). Außerdem sind Lebensmittel und Getränke natürlich auch mobil über  das Handy oder Smartphone zu bestellen.

Fazit Onlinefutter & Vision

Das klingt soweit alles super, ABER im Frischebereich wird es eventuell Probleme geben, denn lange Lieferzeiten frischer Waren werden dafür sorgen, dass im Frischebereich keine oder kaum Spontan-Käufe erfolgen,  da ein Kauf einem hohen Planungsfaktor des Kundens folgt. Denn: geliefert werden Frischwaren größtenteils nur wöchentlich. Die Retourenquoten können ganz schnell in die Höhe steigen, wenn Versandzeiten zur Frischhaltung nicht eingehalten werden und hinzu kommt, dass der Verbraucher gerade bei Lebensmitteln besonders sensibel ist. Vielleicht habe ich aber auch Unrecht. Wirklich beeindruckt bin ich von der sehr detaillierten und intuitiven Kategorisierung bzw. Navigation des Sortiments.
Andererseits gibt es jedoch noch einige Fehler: an einigen Stellen stimmen die Produktabbildungen noch nicht (Rinderfilet sieht plötzlich aus, wie eine Zwiebel ;-) ) oder Produktangaben sind noch zu grob und zu ungenau oder schlicht fehlerhaft. Aber ich bin mir sicher, dass Amazon das ziemlich schnell im Griff haben wird.

Gespannt bin ich auf die zukünftigen Produktrezensionen. Wie ungewöhnlich Produktrezensionen demnächst aussehen können, ist im Yuccatree-Blog sehr schön dargestellt. Hier geht es beispielsweise um die Rezension einer Banane :-) .

 

 

rezension einer banane
http://yuccatree.de/content/Beitraege/amazon-banane.png

 

 

Natürlich bin ich auch sehr gespannt, was mir als Kunde demnächst die personalisierten Bereiche bei Amazon anbieten werden. Damit meine ich Bereiche, wie „Weitere Artikel für Sie“, „Kunden, die dasselbe suchten wie Sie, haben gekauft“ oder „Kunden, die diesen Artikel angesehen haben, haben auch angesehen“. Auch da wird es sicher einige Lacher geben – oder eben auch tatsächlich Inspirationen.

Sehr gut vorstellbar finde ich die Idee, dass Amazon vielleicht bereits schon plant, im Zuge der Integration des neuen Angebots sogar noch eine ganz andere Community-Form zu erzeugen, als die der schlichten „Produktrezensenten“. Vorstellbar ist eine Rezepte-Community, wobei die Artikel direkt mit den Rezepten bzw. die Rezepte mit den Artikeln verknüpft sind. Also Vorbilder wie Chefkoch.de einfach auf Amazon.de abbilden und zu den Rezepten gleich noch die passenden Artikel anbieten.

Amazon.de bewegt sich also immer stärker in Richtung „Online-Karstadt“ – nur scheinbar effizienter und gewinnoptimierter. Ich persönlich begrüße es sehr, dass Amazon mit dem neuen Sortiment einen weiteren Schritt im Versandhandel gegangen ist. Dieser Schritt war wichtig und wird in Zukunft zeigen, dass der Online-Verkauf von Lebensmitteln und Getränken möglich ist.

Wann ich selbst mal zuschlagen werde, weiß ich noch nicht – irgendwann wird es sicher soweit sein. Jeder, der ungern aus dem Haus geht, wird das neue Angebot sicher mit einem Kniefall begrüßen.

Wer schreibt hier? Jasmina

Hi! Ich bin Jasmina, die Autorin von onlinelupe.de. Seit 2010 schreibe ich hier über digitales Arbeiten und Selbständigkeit im Internet.

12 Kommentare

  1. Die Auswahl ist wirklich riesig. Habe mir gestern das Angebot von Amazon ein bischen durchstöbert. Was mir allerdings aufgefallen ist, dass die Preise vor allem wenn man die Versandtkosten hinzurechnet, doch teilweise viel zu hoch sind.

  2. Hi Alexander,

    auf die Preise habe ich noch gar nicht so geachtet. Aber grundlegend ändert sich bei den Lebensmitteln an der Versandkostenregelung ja nichts. Sobald man über 20€ Bestellwert kommt, ist die Lieferung (Normallieferung) kostenfrei.

    Ich bin wirklich sehr gespannt, wie es sich entwickeln wird.

    VG
    Jasmina

  3. Wir versenden alles Frische nur auf Termin und UPS-Übernachtexpress, das sollte also hinhauen.

    Die meisten der von uns angebotenen Produkte gibt es eben nicht (mehr) im Facheinzelhandel – da gilt es eben beim „Metzger des Vertrauens“ vorzubestellen oder den bequemen Weg übers Netz zu nehmen. Spontaneinkäufe sind wunderbar, im deutschen Markt aber kaum möglich mangels Angebot. Wer „das“ Freilandhuhn oder den handgeangelten Wolfsbarsch sucht, wird bei uns fündig.

  4. @Jugalbandi:
    Das mag ja stimmen, aber ich bin der Meinung, dass Amazon einfach das Vertrauen der Kunden hat, was in der Quantität bei den kleineren Shops ja nicht der Fall ist. Und ich denke, Amazon wird sehr schnell lernen und optimieren.

    @HansGeorg Pestka:
    So in etwa hätte ich es mir auch aufgrund des Frische-Angebots vorgestellt. Ehrlich gesagt, würde ich mein Normalo-Hühnchen nun auch nicht über Amazon bestellen. Soll es aber mal was besonderes sein, werde ich mir das durchaus mal überlegen.

  5. Also ich finds gut :)
    Insbesondere wenn es darum geht, wenn man mal etwas „besonderes“ braucht. Gerade auch für Leute die nicht in Großstädten wohnen und nicht die Möglichkeit haben mal schnell ins Kadewe oder Lafayette zu tigern ist das echt ne gute Sache.

  6. Naja, das würde bedeuten, dass ich immer bei Amazon mein Futter bestellen müsste – bei uns gibt es weder KADEWE noch Lafayette ;)

  7. Ich glaube auch dass der Lebensmitteleinkauf im Netz großes Potenzial hat. Das erkennt man daran, dass sich auch die großen Player mittlerweile Gedanken über neue Vertriebsmodelle machen. Bis jetzt sind es ja hauptsächlich spezialisierte Anbieter wie Gourmondo oder Gustini, die sich in diesem Markt tummeln. Der Schritt von Amazon kommt genau zur rechten Zeit.

  8. Na, was die hohen Preise angeht – bei Amazon wird wohl nicht die Käufergruppe kaufen, die mit jedem Cent rechnen muss. Von daher wird auch die Produktpalette eher im mittleren bis oberen Preisbereich liegen (muss es auch, das bei Lebensmitteln kaum noch Gewinnspanne gibt). Wenn ab 20 Euro Warenwert die Versandkosten frei sind, ist das eigentlich schon ein Zuschussgeschäft. Einen guten Wein, oder geräucherten Schinken könnte ich mir ja noch vorstellen zu ordern, das kann problemlos bei Zimmertemperatur gelagert und transportiert werden – aber wenn es in den Frischebereich zu Obst und Gemüse geht, eventuell sogar Mett und Gehacktes – also Leute, ich weiss ja nicht, aber schon mal was von Kühlkette gehört? Lt Lebensmittelverordnung muss Gehacktes am gleichen Tag der Herstellung verkauft werden – sonst darf man höchstens noch Bratwurst oder ähnliches raus machen. Durch das durchdrehen im Wolf wird die Angriffsfläche für Keime nämlich dramatisch erhöht. Neee, wenn ich nur dran denk, dass im Internet zu bestellen krieg ich Schüttelfrost.. ;-)

  9. Das sehe ich auch so , es ist einfach noch viel zu teuer finde ich . Toll wäre ein Essenszustellservice – da es ja immer mehr Pensionisten gibt die nicht mehr einkaufen gehen wollen bzw. können

  10. Bleibt wirklich abzuwarten wie sich das Angebot bei Amazon sowie bei den vielen anderen Lebensmittel Online Shops entwickelt wird. Schon jetzt denke ich, dass sich das Lebensmittel online bestellen zum echten Trend machen wird und noch einiges auf uns in diesem Bereich zukommen wird.

    Liebe Grüße
    Tina

  11. Wieso sollte sich in Deutschland nicht durchsetzen, was in anderen Ländern bereits als normal angesehen wird. Bestes Beispiel ist hier wohl Tesco mit ihrem eigenen Versand.

    Ich denke in diesem Gebiet kann man gespannt sein was noch kommt.

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