Cyberport macht es, Amazon tut es seit dem letzten Jahr und auch MyMuesli und Notebooksbilliger.de sind dabei. Sie alle machen sich als Online-Händler auf den Weg in die Einkaufsstraßen und eröffnen nach und nach stationäre Geschäfte oder vertreiben Online-Produkte nun auch im Supermarkt. Lange Zeit war die Rede davon, dass der Online-Handel den stationären Handel quasi die Luft zum Atmen nimmt. In vielerlei Hinsicht mag das auch stimmen. Doch kann der Offline-Handel wirklich so „tot“ sein, wenn selbst Online-Händler hier große Potentiale sehen?
Die traditionelle Ladentheke scheint für viele Online-Händler zum neuen Absatz-Kanal zu werden. Laut EHI-Analysen betreiben heute bereits knapp 50% der 1.00 größten Online Shops auch mindestens ein stationäres Ladengeschäft.
Inhaltsverzeichnis
Kosten & Konversion
Die Kostenstrukturen im Online-Handel sind meist wesentlich attraktiver. Auf der anderen Seite sind Konversionsraten und Einkaufserlebnis im stationären Geschäft wesentlich besser. Im Durchschnitt liegen die Konversions-Raten im Online-Handel zwischen 2% und 6%. Im stationären Geschäft hingegen liegen diese bei 30% bis 50%. Ein absolut starkes Argument für den Offline-Verkauf von Produkten, die bislang nur online vertrieben wurden, um Umsätze und Gewinne zu steigern.
Auf der anderen Seite stehen im Offline-Handel hingegen Kostenpositionen, die im Online-Bereich in dem Maße gar nicht notwendig sind. Begonnen bei höheren Mieten für Läden in Einkaufsstraßen oder Einkaufszentren, Personal, Kassensysteme, Produktpräsentation und so weiter. Hinzu kommen noch spezielle Maßnahmen und Kostenfaktoren wie die Sicherung von Waren. Der Dienstleister WGlobal bietet Warensicherungssysteme zur Sicherung von Waren in Ladengeschäften an und weiß, dass Ladendiebstahl und Warenschwund keine Themen von gestern, sondern noch hoch aktuell und für Ladengeschäftbetreiber wichtig sind.
Alles in allem handelt es sich hierbei um nicht gerade geringe Kostenpositionen, die bei der Eröffnung eines Ladengeschäfts „aus dem Online Shop heraus“ bedacht werden müssen.
Zielgruppenbedürfnisse & Kaufverhalten
Das Bedürfnis der Zielgruppen Produkte anzufassen, zu sehen und zu erleben, ist also immer noch da und keinesfalls verschwunden. Die Herangehensweisen der Kunden sind dabei recht unterschiedlich.
Ganz besonders bei Elektronikgeräten hat sich bei vielen das Prinzip „Seen offline, bought online“ (Offline gesehen, online gekauft) durchgesetzt. Der Grund? Die technischen Geräte werden offline betrachtet und individuell bewertet und im Nachgang online im Preis verglichen. Doch nicht nur der Preis entscheidet. Häufig ist es auch die Auswahl, die in einem Ladengeschäft meist etwas schmaler ausfällt als im Netz.
Das Pendant zu diesem Phänomen ist das Prinzip „Seen online, bought offline“ (Online gesehen, offline gekauft), wobei der Kunde sich vorerst im Internet informiert und anschließend in einem Ladengeschäft kauft. Das kann ganz unterschiedliche Gründe haben: beispielsweise schätzen auch noch heute viele Kunden die direkte Anwesenheit eines Ansprechpartners, der bei eventuellen Problemen helfen kann.
Fazit
Weder wird der Online-Handel den Offline-Handel ablösen, noch anders herum. Vielmehr werden beiden Kanäle immer stärker miteinander verschmelzen. Beide Seiten werden gefordert sein, Zielgruppen umfassender und vielschichtiger zu informieren. Es werden Lösungen notwendig, die beispielsweise das Offline-Kauferlebnis um Online-Informationen anreichern können oder auch dem Online-Interessenten den Offline-Kauf ermöglichen und erleichtern.
Für uns war es einer der besten Schritte, die wir gewagt haben, vom Onlinehandel auch in den stationären Handel einzutreten. Mittlerweile übertrumpft der Offline-Umsatz bei weitem sogar den Onlineabsatz, und in Rendite steht sich beides kaum nach. Dazu konnte die Versandabteilung mit der Laden-Abteilung zusammen gelegt werden. Multi-Channel wird eben immer wichtig bleiben um überall Marktanteile zu fassen.