Nicht in jeder Branche ist es möglich, eine Existenzgründung ohne Fremdkapital auf die Beine zu stellen oder den Geschäftsausbau einer Personengesellschaft ausschließlich aus eigenen Mitteln voranzutreiben. Hilfreich und naheliegend sind dafür Finanzierungen und Kredite durch Banken. Doch wie komme ich als Selbständiger an eine gute Finanzierung, was muss ich beachten und welche Alternativen gibt es zur klassischen Kreditaufnahme? Das zeigt dir dieser Artikel!
Inhaltsverzeichnis
- 1 Wann gelte ich als „selbständig“?
- 2 Was zeichnet Kredite für Selbständige aus?
- 3 Was benötigt man, um als Selbständiger einen Kredit zu beantragen?
- 4 Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es für Gründer und Selbständige?
- 5 Hat meine Selbständigkeit Einfluss auf Zinsen und Finanzierungsgebühren?
- 6 Warum ist es schwieriger als Selbständige(r) einen Kredit zu bekommen?
Wann gelte ich als „selbständig“?
Als selbständig gilt jeder, der als Freiberufler oder Gewerbetreibender (bspw. als Einzelunternehmer oder Teil einer GbR) beruflich tätig ist oder eine Finanzierung benötigt, um über eine Existenzgründung ein Gewerbe zu betreiben.
Was zeichnet Kredite für Selbständige aus?
Im Allgemeinen sind Kredite für Selbständige von der Struktur nicht viel anders als alle anderen Kredite auch. Jedoch ist die Vergabe eines Kredites für Selbständige meist schwieriger. Auf welche Faktoren es besonders ankommt, wodurch der Zins beeinflusst wird und welche Alternativen es gibt, diese Infos findest du weiter unten im Text.
Was benötigt man, um als Selbständiger einen Kredit zu beantragen?
Grundlegend gibt es eine Art „Standard-Set“ an Unterlagen, die man als Selbständiger zu erbringen hat. Dazu gehören u.a. folgende Dokumente:
- betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA)
- Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR) oder eine Gewinn- und Verlust-Rechnung
- Kontoauszüge der letzten Monate
- die letzte Einkommenssteuererklärung
- eine positive oder zumindest neutrale SCHUFA-Auskunft
- Nachweise über die Dauer der Selbständigkeit (Anmeldung des Gewerbes beim Gewerbeamt)
Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es für Gründer und Selbständige?
Welche Finanzierungsmöglichkeit für das eigene Unternehmen in Frage kommt, hängt ganz stark von der Branche und dem Vorhaben ab. Es gibt beispielsweise Banken, die ausschließlich Finanzierungen für spezielle Branchen und Vorhaben oder Unternehmen in bestimmen Regionen anbieten. Ein weiteres Kriterium ist die Höhe der Finanzierung. Kleinere Kredite bieten die meisten Banken an. Bei höheren Summen jenseits sechstelliger Summen, bieten sich hingegen auch wieder nur spezifische Banken an. In erster Linie ist es also ratsam, sich zu informieren und abzugleichen, ob für den eigenen Bedarf eher Sparkassen, andere Hausbanken, Online-Banken oder vielleicht auch Privatbanken in Frage kommen.
Eine besondere Position nimmt unter anderem die KfW-Bank (Kreditanstalt für Wiederaufbau) ein. Sie bietet Existenzgründern, Selbständigen und Kapitalgesellschaften zahlreiche Förder- und Finanzierungsprogramme an. Aber auch die Europäische Union könnte ein Anlaufpunkt sein, um Fördermittel und Finanzierungen zu ermöglichen. Zu beachten ist dabei jedoch, dass diese Vergabeverfahren meist ziemlich langwierig sind und in der Regel keine gute Option für eine kurzfristige Finanzierung sind.
Andere Möglichkeiten, sind das Crowdinvesting oder das Social Lending. Beim Social Lending geht es darum, dass andere (Privat)Personen das eigene Vorhaben in Teilen finanzieren. Die (Privat)Investoren erhalten dafür natürlich Zinsen, die man mit den monatlichen Raten abbezahlt. Eine bekannte Plattform, auf der dies angeboten wird, ist bspw. auxmoney. Grundlegend steht für den Geldgeber beim Social Lending der wirtschaftliche Zusatzgewinn nicht im Vordergrund, auch wenn das in der Praxis nicht immer so ist.
Das Crowdinvesting hingegen beschreibt in der Regel die Finanzierung von StartUp-Unternehmen. Hierbei geht es nicht nur darum, dass der Finanzierungsnehmer die finanziellen Mittel erhält, um ein Unternehmen zu gründen. Die Investoren sind in der Regel sehr daran interessiert, dass sich die Investition auch wirtschaftlich für sie lohnt.
Hat meine Selbständigkeit Einfluss auf Zinsen und Finanzierungsgebühren?
Maßgeblichen Einfluss auf die Gestaltung der Zinsen eines Kredites nehmen vor allem vier Dinge:
- der Leitzins, der von der Europäischen Zentralbank (EZB) ausgegeben wird
- der Zinssatz, den die jeweilige Bank aus dem Leitzins für eigene Geschäfte ableitet
- die eigene Bonität
- zusätzliche Kreditgebühren
Die Gestaltung des Zinses für einen Selbständigen-Kredit setzt sich aus vielen Faktoren zusammen. So wird der Zins beispielsweise nicht nur vom Leitzins beeinflusst, sondern auch davon, ob die Bank zusätzliche Kreditgebühren aufruft. Banken, die bspw. keine zusätzlichen Gebühren veranschlagen, rechnen diese häufig in den Zins mit ein – dieser kann dann etwas höher liegen als bei einer Bank, die die Kreditgebühren gesondert ausweist.
Weiterhin beeinflusst natürlich die Bonität den Zins. Ist diese hoch, kann man einen guten SCHUFA-Score, eine gute Einnahmenentwicklung, eine längere Zeit der Selbständigkeit etc. vorweisen, geht die Bank davon aus, dass das Kreditausfallrisiko niedriger ist. Damit ist es möglich, dass der Zins etwas niedriger liegt. Bei einer nicht so guten Bonität, wird der Zins vermutlich höher liegen.
Warum ist es schwieriger als Selbständige(r) einen Kredit zu bekommen?
Die Anforderungen an selbständige Kreditnehmer waren bereits von der Banken- und Wirtschaftskrise 2008 recht hoch. Doch seit jener Krisen sind die Banken noch restriktiver geworden, wenngleich das Zinsniveau für Kreditnehmer seither wesentlich attraktiver geworden ist.
Der einzige Grund liegt darin, dass das Risiko eines Zahlungsausfalls bei selbständig tätigen Personen wesentlich höher eingeschätzt wird als bei Personen, die als Angestellte über ein regelmäßiges Einkommen verfügen. Verdient die/der Selbständige kein Geld mehr, können die Kreditraten nicht bedient werden und die Rückzahlung wird unwahrscheinlicher – am Ende ein Verlustgeschäft für die kreditgebende Bank, auch wenn es noch Hebel wie Mahnbescheide, Vollstreckungsbescheide und selbst die Klageeinreichung vor Gericht gibt.
Noch schwieriger als Selbständige, die bereits einige Jahre der geschäftlichen Entwicklung nachweisen können, ist es für Existenzgründer bei einer Bank einen Kredit zur Finanzierung des Unternehmens zu erhalten. Das Problem sind fehlende Erfahrungswerte, ob das geplante Geschäft tatsächlich die Umsätze generieren kann, die es soll. Nicht selten sind auch schon Unternehmen gescheitert, deren Ideen schon als sicherer Erfolg betrachtet wurde. Ein zusätzliches Risiko für die Bank.
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