Nachdem sich Twitter in dieser Woche Tweetdeck (sehr wahrscheinlich) für schlappe 40 bis 50 Millionen unter den Nagel gerissen hat, wurde wieder einmal klar, welche Position gute und durchdachte Social Media Applikationen und Tools im Online- und Mobile-Markt haben.
Es ist nicht zuletzt dem allgemeinen Anstieg der Nutzung sozialer Kanäle im Web geschuldet, dass nun etliche Tools und Applikationen aus dem Boden gestampft werden, die sich jedoch nunmehr nicht nur noch auf einen Kanal konzentrieren, sondern vielmehr versuchen, mehrere Kommunikations-Kanäle sinnvoll miteinander zu verknüpfen.
Kommunizieren auf Eventbasis
Eines dieser Tools ist ifttt – zu finden unter ifttt.com und steht für „if this then that“. So viel lässt sich aus dem Namen erst einmal nicht ableiten – auch nicht, dass es dabei um eine sehr geschickte Zusammenfassung mehrerer Social Media- und digitaler Kommunikations-Kanäle geht.
Als in den sozialen Netzwerken aktiver Blogger, aber auch als Unternehmer oder Unternehmen wiederholen sich einige Informationen immer mal wieder. Ob dies dazu dienlich ist, bestimmte Informationen zu bestimmten relevanten Zeitpunkten erneut im Netzwerk zu verteilen (wir erinnern uns da beispielsweise an den Artikel „Twitter´s noch einmal Sam. Wann ist die beste Zeit für Retweets“ aus der Karrierebibel) oder bestimmte Prozesse bzw. Updates im Netzwerk zu automatisieren und damit etwas Zeit zu „gewinnen“.
Automatisierte Kommunikation leicht gemacht
Das Automatisieren der Verteilung von Informationen haben einige mit Tweetdeck oder auch mit Hootsuite bereits gut im Griff und ersparen sich dadurch einige weitere manuelle Arbeit. Leider beschränken sich diese Dienste meist jedoch nur auf Twitter und Facebook – oder sie bieten auch die Nutzung anderer Netzwerke an, aber Bugs oder Konnektivitätsprobleme machen die Nutzung unmöglich.
Nun stieß ich auf ein etwas anderes Tool – ifttt.com. – und war schon ein wenig überrascht, dass sich jemand mal etwas anderes hat einfallen lassen, als Timelines aus verschiedenen Netzwerken und Suchabfragen miteinander zu kombinieren inkl. der Möglichkeit, Updates direkt über das Tool (ob geplant oder sofort) zu versenden.
Ich muss ehrlich sagen, dass mit ifttt.com nun ein Tool am Markt ist, dass mir wesentlich mehr Arbeit abnimmt als Tweetdeck und Hootsuite zusammen und dass weiterhin ganz neue Möglichkeiten in Richtung „personalisierte Automatisierung“ eröffnet.
Inhaltsverzeichnis
Die Idee hinter „if this then that“
Grundlegend ist die Idee von „if this then that“ Netzwerken über definierte Events und Trigger zu automatisieren – oder wie es einer der Erschaffer (Linden Tibbets) beschreibt „kreative Wege zu finden, mit digitalen Informationen umzugehen“. Und meines Erachtens ist das für eine Beta-Version bisher schon richtig gut gelungen.
Aber nun mal zum Eingemachten.
if THIS then that
Grundlegend kommt ifttt mit einem sehr simplen und schlichten Design und Layout daher – das zeigt sich bereits auf der Startseite und ist zumindest für mein Auge sehr angenehm. Derzeit kann man sich auch leider noch nicht „einfach so“ anmelden, sondern benötigt entweder eine Einladung eines bereits bestehenden Accounts oder meldet sich für eine Einladung direkt bei ifttt.com an- ich verschenke übrigens 4 Einladungen – was Du dafür tun musst, steht weiter unten.
Mit der Übersicht der Channels (nach dem Einloggen) wird dann recht schnell klar, welche Kombinationsmöglichkeiten man mit ifttt hat und vor allem, dass das Tool gar nicht besonders erklärungsbedürftig, sondern sehr intuitiv gestaltet ist. Das Repertoire erstreckt sich von Twitter, Facebook, WordPress, über GoogleMail, GoogleReader, Flickr, Foursquare, bis hin zu einem Wetterdienst, Aktienkursen, Youtube, Dropbox und vielen anderen sehr interessanten Diensten.
…und all diese Channels kannst Du mit wenigen Klicks nun miteinander über diverse Trigger bzw. Events miteinander verknüpfen. Was das ganz konkret bedeutet, möchte ich Euch an ein paar Beispielen zeigen.
Kombinieren wir doch mal „Zeit“ mit „Twitter“. Nimm mal an, Du möchtest Dein Netzwerk jeden Freitag dazu einladen, die #ff Empfehlungen der Woche zu posten. Dann beginnst Du, indem Du oben rechts auf „Create“ klickst – damit erstellst Du ein neues Event.
Ganz nach dem „Cause-and-Effect“-Prinzip musst Du nun natürlich erst einmal die Bedingung definieren, die eintreten muss, damit eine bestimmte Aktion ausgelöst wird. In diesem Fall: Klicke auf „this“. Nun wählst Du einen Trigger Channel aus – also der Kanal, aus welchem der Trigger kommen soll. In unserem gewünschten Fall ist das „Date & Time“.
Nun definieren wir den Trigger genauer. Der FollowFriday findet immer am Freitag statt – klar. Also wählen wir „Every Weekday At“. Man hätte nun auch die Möglichkeit jährliche, monatliche oder tägliche Uhr- und Tageszeiten zu definieren – das macht evtl. dann Sinn, wenn man schon mal „Geburtstagstweets“ o.ä. vorbereiten möchte.
Dann komplettieren wir den Trigger, indem wir noch eine Uhrzeit und den entsprechenden Wochentag bestimmen und mit „Create Trigger“ ist der auszuführende „Task“ für den ersten Teil auch abgeschlossen.
if this then THAT
Nun definieren wir den Effekt. Was soll also am Freitag um 11.00 Uhr passieren? Du klickst auf „that“ und suchst Dir wieder den entsprechenden „Effect-Channel“ aus.
Für unser Beispiel ist das hier natürlich Twitter. Danach muss bestimmt werden, ob die Aktion ein Post oder das Hinzufügen eines Nutzers zu einer Liste sein soll. Wir wählen für diesen Fall „Post a new Tweet“.
….und müssen dann natürlich definieren, was getwittert werden soll. Die Variable {{DayOfWeek}} steht hierbei für den definierten Wochentag „Freitag“ und wird auf Wunsch so im Tweet wiedergegeben. {{CheckTime}} steht für die von Dir definierte Uhrzeit. Diese Variablen müssen jedoch nicht genutzt werden – den zukünftigen Tweet kann man also ganz individuell gestalten.
Mit dem letzten Schritt „create & activate“ schließt man letztendlich die Definition des Tasks ab. Je nach Belieben kann dort noch eine Beschreibung eingefügt werden, damit das Durcheinander bei zu vielen Tasks möglichst gering gehalten wird. Mit einem Klick auf „Create & Turn on“ ist der Task dann auch fertig und Du gelangst in die Übersicht zurück.
Mit der „if-then“-Übersicht hast Du dort einen ziemlich guten Überblick über die Gestaltung Deiner Tasks und kannst einzelne Tasks natürlich auch löschen, aktivieren, deaktivieren, editieren oder auch inspizieren. Das kannst Du alles über die kleinen Buttons unten rechts erledigen.
Das Schöne an ifttt ist, dass es natürlich nicht nur Facebook- und Twitter-Accounts mit bestimmten Updates bei vorab definierten Events füllt, sondern dass man beispielsweise auch bestimmte Prozesse zur Vermarktung eigener Blogartikel damit ganz einfach automatisieren kann – auch wenn es an der ein oder anderen Stelle sicher noch Optimierungsbedarf gibt.
Es ist zum Beispiel möglich, automatisch ein Delicious-Bookmark setzen zu lassen, sofern Du auf Deinem Blog einen neuen Post veröffentlichst. Dazu wählst Du erst WordPress an und gibst dort Deine Login-Daten ein, danach verbindest Du ifttt mit Delicious und die Variablen, die im Bookmark erscheinen soll. Zwei Dinge gefallen mir dabei nicht ganz so gut.
1. Ich gebe Login-Daten für meinen Blog preis und speicher diese irgendwo im Web ab.
2. Ich kann die Tags für den gesetzten Bookmark-Link schlecht für jeden zukünftigen Post jetzt schon definieren. Dafür gibt es leider noch keine Variable, sodass bspw. die Tags aus dem Post selbst verwendet werden.
Gut, Problem 1 könnte man evtl. damit lösen, indem man einen für ifttt einen gesonderten Account einrichtet, der bspw. weniger Rechte hat. Für Problem 2 habe ich bislang nur die Möglichkeit, diese Bookmarks mit einem ganz speziellen Tag zu kennzeichnen und später evtl. nachzubearbeiten.
Auch kann ich beispielsweise ein Update auf einer Facebook Fanpage posten lassen, wenn ich einen neuen Blogpost veröffentliche. Das hat den Vorteil, dass ich mir Plugins wie Wordbooker & Co. sparen kann. Ob es tatsächlich dauerhaft flüssig funktioniert, müsste man aber noch über einen bestimmten Zeitraum einfach testen.
Fazit
Fakt ist, mit „if then that“ gibt es einen ganzen Batzen „Cause-and-Effect“-Kommunikationswege zu entdecken. Interessant ist, dass man ifttt einerseits für den Transport von Informationen von Netzwerk/Kanal zu Netzwerk/Kanal nutzen kann, aber sich auch bspw. per eMail oder SMS informieren lassen kann, wenn ein bestimmter Trigger in einem bestimmten Kanal erfolgt. Das macht wiederum nur unter ganz bestimmten Bedingungen Sinn, aber dafür ist es dann tatsächlich hilfreich.
Nachdem ich ifttt ein wenig getestet habe, würde ich mir natürlich schon ein paar weitere Möglichkeiten wünschen, aber man muss auch mal sagen: es ist immer noch eine Beta-Version, die erst seit Dezember 2010 online ist und dafür ist das Tool eine echt nette Spielwiese.
Die Anzahl der möglichen anzulegenden Tasks sind derzeit auf 10 beschränkt – wenn man das Tool ein wenig intensiver nutzen möchte, sind 10 Tasks natürlich schnell definiert. Für ein Testing und ein paar kleine Automatisierungen reicht es aber allemal.
4 ifttt Invites zu verschenken
Wer nun ein wenig auf den Geschmack gekommen ist, kann jetzt und hier einen von vier Invites für „if this then that“ absahnen. Die vier Invites verschenke ich an die ersten vier Kommentatoren dieses Posts. Natürlich sollten die auch sinnvoll sein und zum Artikel passen – nur „Hi“ oder „Toll“ gilt nicht. Und auch wenn Du mehrere Kommentare schreibst, gibt es nur ein Invite pro Nase.
Hallo und vielen Dank für den netten Post. Klingt ziemlich interessant das „Ding“ mit dem komischen Namen. Ich arbeite mit TweetDeck und Twitterfeed, welches meiner Meinung nach zwei sehr hilfreiche Tools sind. Aber mehr geht in diesem Bereich immer, deshalb würde ich mich sehr über einen Invite-Code freuen.
Scheint ein wirklich nützliches Tool zu sein. Schon fast komisch, dass es bisher keine anderes Tool gibt das so etwas tut. Dann brauch man jetzt nicht mehr zig Plugins für WordPress um z.B. Artikel automatisch auf einer Fanpage zu veröffentlichen. Kann man eigentlich auch automatisch Tweets bei neuen WordPress Artikeln versenden ?
Klingt doch auf jeden Fall nach einem vielversprechenden Ansatz. Der Dienst wird sicherlich damit stehen und fallen, welche Möglichkeiten insgesamt an Triggern angeboten werden. Da lässt sich bestimmt im Laufe der Zeit einiges ausbauen. Da sind dann auch die User gefragt, die entsprechende Vorschläge machen könnten, welche Funktionen sie in der Praxis benötigen würden.
Eine Frage noch: dass man bspw. bei WP Account-Daten angeben muss, ist klar. Aber wie sieht das bei Twitter und Facebook aus, die ja eigentlich über offene Authentifizierungsmethoden verfügen? Werden diese Möglichkeiten genutzt oder muss man dafür auch die Passwörter herausrücken?
Yeah, Invite absahnen ;)
Super Beitrag, endlich wieder wo es im April nichts gab..
So, die 4 Invites sind raus – ich hoffe, ihr 4 habt ein wenig Spielwiesen-Spaß damit :-)
@Soenke: Klar, auch das kannst Du automatisieren. Wie gesagt, manche Dinge funktionieren jedoch noch nicht so sauber, wie ich sie mir bspw. wünschen würde.
@Sascha: Nein, für Twitter und Facebook musst Du die Daten nicht preisgeben. Das geht über die bekannten Authentifizierungsmethoden.
Ein schönes Wochenende Euch :-)
Es ist eigentlich absolut unnötig die Accountdaten eines WP-Blogs rauszugeben. Hier kann man doch den eigenen RSS-Feed als Quelle nutzen.
ifttt problem bei verknüpfung mit facebook,
leider bekomme ich immer die Meldung „Problem activating the Facebook Pages channel.“ Vielleicht kann ifttt noch nicht mit der timeline Ansicht?
fragt sich steffen